Start – Fit für die Zukunft? – Erfolgsfaktoren für den stationären Handel im Wandel
von Christian Schröder, COO der MEC
Die Zukunft des stationären Handels stellt Immobilienmanager, Investoren und Einzelhändler gleichermaßen vor immense Herausforderungen. In Zeiten, in denen sich das Konsumverhalten durch Digitalisierung und gesellschaftliche Trends rasant verändert, genügt es nicht mehr, Handelsimmobilien nur zu verwalten – sie müssen neu gedacht und an die Erwartungen der Menschen angepasst werden. Gerade Fachmarktzentren, die eine zentrale Rolle in der Nahversorgung spielen, sehen sich vor die Aufgabe gestellt, sich nicht nur räumlich, sondern auch konzeptionell neu aufzustellen.
Mit der Verlagerung zahlreicher Handelsaktivitäten ins Internet und der zunehmenden Bedeutung von sozialen und ökologischen Themen stehen Handelsimmobilien unter Druck. Verbraucher erwarten von stationären Standorten mehr als bloß Einkaufsmöglichkeiten: Einladende Aufenthaltsqualität, multifunktionale Angebote und eine gute Anbindung sind zu wichtigen Faktoren geworden. Die Zukunftsfähigkeit eines Standorts hängt damit stärker als je zuvor von seiner Flexibilität ab, sich immer wieder an wandelnde Bedürfnisse anzupassen.
Dies stellt neue Anforderungen an die Planung und das Management von Handelsimmobilien. Die bloße Verwaltung reicht nicht aus – gefragt sind Konzepte, die Standorte langfristig attraktiv halten und die Integration innovativer Angebote ermöglichen.
Im Kontext der Modernisierung bestehender Handelsimmobilien gewinnt das Refurbishment, also die umfassende bauliche und funktionale Erneuerung, zunehmend an Bedeutung. Das Ziel ist hier nicht nur ein zeitgemäßes Design, sondern eine spürbare Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Energieeffizienz. Refurbishment-Maßnahmen umfassen daher häufig die Installation moderner Beleuchtungssysteme, optimierter Heiz- und Kühlsysteme sowie nachhaltiger Baumaterialien.
Refurbishments sind allerdings mit Herausforderungen verbunden: Planer und Betreiber stehen vor der Aufgabe, Eingriffe zu identifizieren, die langfristigen Mehrwert schaffen. Ein Fokus auf nachhaltige und energieeffiziente Maßnahmen wird dabei immer wichtiger, nicht zuletzt aufgrund steigender Betriebskosten und wachsender regulatorischer Anforderungen. So wird das Refurbishment zur Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Immobilie – ein entscheidender Baustein für deren Wettbewerbsfähigkeit.
Während das Refurbishment die baulichen Strukturen der Handelsimmobilie betrifft, ist die Neupositionierung entscheidend für die inhaltliche Ausrichtung. Der Mietermix, also die Zusammensetzung der ansässigen Händler und Dienstleister, spiegelt die Vielfalt eines Standortes wider und ist maßgeblich für seine Attraktivität verantwortlich. Ein guter Mietermix berücksichtigt nicht nur den Bedarf an Waren, sondern auch zunehmend Dienstleistungen und Freizeitangebote, die Aufenthaltsqualität schaffen.
Neupositionierungen bieten die Chance, Standorte so anzupassen, dass sie zu lebendigen und vielseitigen Anziehungspunkten für unterschiedliche Zielgruppen werden. Gerade Fachmarktzentren können davon profitieren, indem sie neben Einzelhandelsgeschäften auch gastronomische Angebote und Dienstleistungsbereiche wie Fitnessstudios oder Arztpraxen integrieren. Ein dynamischer Mietermix erhöht die Kundenfrequenz, stärkt die Bindung der Kunden und bietet dem Handel ein stabileres Umfeld.
Die Herausforderung liegt darin, diese Balance zu finden und dabei die lokalen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Der Austausch mit den Mietern, die Beobachtung des Marktes und die gezielte Ergänzung des Portfolios sind Schlüsselfaktoren, um die richtige Mischung zu schaffen. Standorte, die neben einem vielseitigen Angebot auch Raum für Gemeinschaftserlebnisse bieten, werden so zu langfristigen Erfolgsträgern.
Ein weiterer Trend im stationären Handel ist die Flexibilisierung der Nutzungsarten. Klassische Handelsflächen bieten zunehmend Raum für temporäre Angebote wie Pop-up-Stores, Eventflächen oder flexible Arbeitsplätze. Diese Multifunktionalität macht die Fläche nicht nur vielseitiger, sondern erhöht auch die Anpassungsfähigkeit der Immobilie. Temporäre Formate sprechen spontane Bedürfnisse an und können saisonale Frequenzspitzen bedienen. Auch die Nutzung von Freiflächen für regionale Märkte oder Open-Air-Events ist eine zunehmend attraktive Möglichkeit, die Anziehungskraft eines Standorts zu erhöhen.
Durch Flexibilität und Multifunktionalität kann der stationäre Handel den Erwartungen heutiger Kunden gerecht werden und zusätzliche Zielgruppen erschließen. Dies ist auch ein Beitrag zur Revitalisierung von Handelsimmobilien, die sich so als Orte für Gemeinschaft, Erlebnis und Begegnung positionieren können.
Die Zukunft des stationären Handels hängt stark von der Fähigkeit ab, langfristige Entwicklungen in die Standortplanung einzubeziehen. Der strategische Ansatz, Immobilien nicht nur zu verwalten, sondern kontinuierlich zu entwickeln, wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Handelsimmobilien müssen heute vor allem als Orte konzipiert werden, die sich flexibel an die wechselnden Anforderungen der Gesellschaft anpassen können. Dabei sind sowohl ökologische und soziale als auch ökonomische Aspekte in die strategischen Planungen einzubeziehen.
In einer Welt, die zunehmend digital geprägt ist, werden stationäre Standorte durch Anpassung und Innovation weiterhin eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen spielen. Entscheidend ist, dass die Betreiber den Wandel aktiv gestalten und Handelsimmobilien zu lebendigen, vielseitigen und anpassungsfähigen Orten machen, die für alle einen Mehrwert bieten.
MEC-Beitrag aus dem Fachbuch: „Fit für die Zukunft?! – Des Handels neue Pflichten und Chancen“ von Handelsimmobilien Heute